Vereinsheim
Unser Vereinsheim befindet sich in 83071 Stephanskirchen, Schömeringer Str.16, direkt neben der Pfarrkirche St. Stephanus.
Fahnen
Geschichte eines Bildes
Im Jahre 1924 wurde das Gasthaus Antretter um einen Tanzsaal erweitert. Die leere, fensterlose äußere Giebelwand des neuen Saales brauchte eine ansprechende malerische Gestaltung.
Der damalige Fabrikant und Besitzer der Pulvermühle, Franz Winterholler, der in der Schützengesellschaft Stephanskirchen sehr aktiv war, stiftete ein Wandgemälde auf Leinwand, in der beachtlichen Größe von ca. 10,5 m x 2 m.
Das Bild zeigt die damalige Ortsansicht von Stephanskirchen, in der Bildmitte das Anwesen Winterhollers.
Als 1993 der Antretter-Saal erweitert wurde, ist die Giebelwand mitsamt dem Wandbild eingestürzt. Das Bild gehörte der Familie Antretter. Franz Antretter hat das stark beschädigte Bild geborgen und 16 Jahre in seiner Garage aufbewahrt. Seit dieser Zeit ist das Bild aus den Augen und dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwunden.
Die Vorstandschaft des Trachtenvereins Stephanskirchen hat mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Stephanskirchen und mit großer Beteiligung ihrer Mitglieder einen Anbau an das bestehende Vereinsheim erstellt.
Als ich die große, fensterlose Giebelwand sah, habe ich mich sofort an das Wandbild im ehemaligen Antretter-Saal erinnert. Mit der erweiterten Vorstandschaft wurde vereinbart, dass ich mich, falls das Bild auffindbar ist, um die Restaurierung und die Finanzierung kümmern werde.
Mein erster Ansprechpartner war Franz Antretter sen.. Er und sein Sohn, der jetzige Besitzer, Franz Antretter jun. waren sofort bereit, das aufgerollte Bild dem Trachtenverein als Geschenk zu überlassen.
Nachdem das Gemälde im Besitz des Trachtenvereins war, konnten wir die Restaurierung in die Wege leiten. Ein ca. 2,5 m langer Teil des Bildes war so stark beschädigt, dass er nicht mehr restauriert werden konnte. So verblieb eine Bildlänge von immer noch 8 m.
Als hervorragenden Spezialisten für die Restaurierung konnten wir Karlheinz Jakob aus Nendlberg bei Prutting gewinnen. Er hat die Leinwand auf einen Keilrahmen gespannt, das Bild gereinigt, Wasserflecken entfernt, Stockflecken stabilisiert, die alten Farben wieder hervorgezaubert, 89 Löcher und Risse verklebt und imprägniert.
Der Stephanskirchner Schreinermeister Bernhard Holzner jun. wurde beauftragt, den handwerklich anspruchsvollen Keilrahmen zum Aufspannen der Leinwand anzufertigen. Er hat auch den wunderbar profilierten Bilderrahmen hergestellt und war für die Montage des Bildes verantwortlich.
Unser Vereinsmitglied Dieter Katzer, Malermeister, Berufschullehrer und Hobby-Kunstmaler hat es sich zur Aufgabe gemacht, die beschädigten Flächen malerisch auszubessern. Eine große Heraus-
forderung war dabei das Mischen der Farben. Es ist ihm perfekt gelungen, dass zwischen alter und neuer Malerei nicht der geringste Unterschied zu sehen ist. Auch den Rahmen gestaltete und bemalte er in künstlerischer Perfektion.
Obwohl alle drei Beteiligten, als Idealisten für die Trachtensache und die Erhaltung von altem Kulturgut zum Vorzugspreis oder teilweise unentgeltlich gearbeitet haben, mussten wir Sponsoren um Hilfe bitten.
Der Trachtenverein Stephanskirchen möchte sich bei folgenden Spendern herzlich bedanken:
- bei der gemeindlichen und bei der familiären Herbert A. Rothmayer-Stiftung
- beim Gemeinderat und Heimatpfleger Karl Mair, welcher bei der Kulturstiftung des Landkreises Rosenheim einen Antrag auf Förderung stellte, die daraufhin gewährt wurde
- bei der Kulturstiftung der Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee, wo unser Zuschussantrag ebenfalls Gehör fand
- bei Frau Erna Antretter, der Vorbesitzerin des Bildes, die sich ebenfalls mit einer Geldspende an der Restaurierung beteiligte
Das liebevoll und fachmännisch restaurierte Ortsbild von Stephanskirchen hat im neuen Trachtenheim einen würdigen Platz gefunden. Es wird auch hoffentlich kommenden Generationen von Trachtlern und Bürgern viel Freude bereiten.
Ludwig Weber, Ehrenmitglied des Trachtenvereins Stephanskirchen
Foto: Christine Heinzinger